Ich hatte großes Glück: Vor etwa einem Monat kam Vodafone mit der Idee um die Ecke, allen Privatkunden 100 GB Datenvolumen, dem sogenannten Gigaboost, zur Verfügung zu stellen. Sicherlich nicht allein aus guter Laune, gewisse Hintergedanken waren da natürlich mit dabei (ich spekuliere: Test der eigenen Netze, Datensammlung über den Aspekt der Nutzung, usw.). Und da bei mir gerade der betriebliche Umzug von meinem alten Büro an der Bachmühle ins neue Büro in der Ideenwerkstatt anstand, jauchzte ich auf, denn: Ich würde für ca. 4 Wochen keinen Internetanschluss haben, da dieser erst beauftragt war. Eine gute Gelegenheit, sich einmal vollkommen auf das 4G-Netz von Vodafone zu verlassen. Und so verwendete ich das Datenvolumen:
Wie gesagt: 100 GB bekam ich on top auf meine 2,irgendwas GB drauf. Mir standen also etwa 102 GB zu Verfügung. Ein vollkommen neues Gefühl von Freiheit, ungewohnt gut.
Der Start mit 100GB Vodafone Gigaboost
In den ersten Tagen ging ich noch zögerlich damit um. Mein WLAN war immer aktiv, wenn ich zuhause war, also verbrauchte ich dort nichts von meinem Volumen. Aber da es einige Räume bei uns gibt, die nicht perfekt mit WLAN ausgestrahlt werden, schaltete ich WLAN im Smartphone schon nach drei Tagen vollkommen ab. Nicht mehr nötig. Die Upload-Raten sind über 4G ja eh besser, selbst bei meinem 120Gbit-Anschluss von Unitymedia. Seitdem stockten die Videos bei Facebook auch nicht mehr, denn über Unitymedia hatte ich bisher immer das Problem, dass Videos nach 10 Sekunden nachgebuffert wurden und nicht flüssig liefen. Mit dem Gigaboost war das Geschichte.
Im Fitnessstudio am Abend, als ich auf dem Laufband war, zappte ich bei Netflix rein. Ich hörte Spotify, den ganzen Tag. Bei Dropbox deaktivierte ich die Beschränkung “neue Fotos nur über WiFi hochladen”. Eigentlich setzte ich nur noch auf 4G, um zu sehen, was ich bräuchte, wenn ich kein WLAN zur Verfügung hätte. Denn genau darum ging es mir: Kann man sich den Festnetz-Anschluss komplett sparen, wenn man 100 GB über 4G zu Verfügung hat?
Aktivierung des Hotspots
Dann kam der Tag des Umzugs und ich war mindestens 9 Stunden wirklich ohne WLAN. Sprich, auch mein Notebook hatte keine Verbindung. Mein Drucker und meine NAS kommunizierten zwar mit dem Router, aber der war offline. Ich musste etwas tun, wofür der Gigaboost seitens Vodafone nicht vorgesehen war: Mein Datenvolumen über den Hotspot zu verbrauchen. Aber hey – im Grunde genommen musste ich das tun, um zu erfahren, wie viel Volumen ich wirklich brauche.
Also machte ich ca. 3,5 Wochen lang auch mein Tagesgeschäft über 4G. Facebook, Youtube, eben alles was kam. Die Dropbox lief unentwegt und synchronisierte Daten, selbst mein Drucker und der zweite PC im Büro ließen das Smartphone heiß laufen. Und ich? Ich wunderte mich. Ich wunderte mich darüber, dass das Datenvolumen nicht schneller weg war als ich dachte.
Nach etwa der Hälfte der Zeit war ich bei einem Restvolumen von 91 GB angekommen. Die Freiheit, die ich dadurch hatte, war natürlich immens. Im Auto nicht nur auf die Musik zurückgreifen, die ich auf dem iPhone hatte. Hörbücher bei Audible gedankenlos herunterzuladen, ohne auf WLAN zu warten. Jedes Youtube-Video anzusehen und jedes Whatsapp-Video herunterzuladen, das mir eben gerade unter die Finger kam. So könnte es bleiben.
Das Fazit nach dem Gigaboost-Monat
Heute ist der Monat jedoch zu Ende (seltsamerweise ich die 100 GB erneut gebucht bekommen – womöglich stimmt es, dass Vodafone verlängert hat). Dabei hat es erst gerade richtig angefangen, Spaß zu machen. Ich danke Vodafone für die Erfahrung, die mich an ein besseres Mobilfunknetz und an bessere Tarife glauben lässt. Ich belächle Tarife mit 1,5 GB Datenvolumen. Warum? Weil es nicht zeitgemäß ist. Natürlich kann man danach weitersurfen, aber eigentlich – nicht. Bei Vodafone hatte ich kurzfristig auch immer wieder Ausfälle, sodass das Handy nur den 3G-Datenstandard nutzte, vereinzelt sogar nur Edge. Aber anstatt langsam zu surfen, ging eigentlich gar nichts mehr. Kann es sein, dass zugunsten des 4G-Netzes die anderen Standards beinahe nicht mehr laufen? So stelle ich es mir eben auch vor, wenn alles Volumen verbraucht ist. Eine “Flat” ist das nur theoretisch. Es ist auch keine begrenzte Flat. Denn eine “begrenzte Flat” ist ein Widerspruch in sich.
Ich plädiere hiermit also dafür, dass man den deutschen Mobilfunkanbietern nicht so hohe Lizenzgebühren für die Frequenzen auferlegt. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass die dadurch entstandene Entlastung an den Endkunden in Form besserer Tarife weitergegeben wird, so wie man es im EU-Ausland kennt. 2GB Datenvolumen sind lächerlich. Selbst 5 GB reicht nicht, wenn wir stark in die Zukunft gehen wollen. Wie viel sollte es denn sein? Nun – ich bin mit 84 GB Restvolumen am Ende des Testzeitraums angekommen. Sprich: Ich habe 18 GB verbraucht, indem ich sie intensiv genutzt habe. Ein perfekter Datentarif würde für mich also bei 15 – 20 GB anfangen, und das zu Kosten, wie wir sie bereits jetzt haben, versteht sich. “Wozu brauchst du so viel Daten?” mag jetzt jemand fragen? Ich brauche so viel, um auf’s Festnetz zu verzichten. Wozu noch einen DSL-Anschluss, einen Kabelanschluss zahlen? Das sind doch wieder 30-60 Euro im Monat, die man aufbringen muss. Dass dies nicht im Interesse von der Telekom & Co. ist, ist mir klar. Aber wer disruptiv denkt und bestehende Geschäftsmodelle immer wieder hinterfragt, wird sowieso zu dem Schluss kommen, dass dieser Schritt unausweichlich ist. Also: Warum nicht früher als später?
Wenn der Grund des Vodafone Gigaboost der war, die Nutzung des immensen Datenvolumens zu testen, um daraus bessere Tarife abzuleiten, dann ist das ein richtiger Schritt. Ich hoffe, dass wir hier im Jahr 2017 (!) noch mehr davon sehen. Natürlich gönne ich auch allen Telekom- und E-Plus/o2-Nutzern dieses Erlebnis. Ich hoffe, dass man diesen Ruf hört.
Wie hast du deine 100 GB eigentlich gebraucht? Oder hast du sie gar verbraucht?